2017/2018, Acryl auf Leinwand, 135 x 95 cm
ZEHN DINGE
Zehn Dinge
Die mich nerven, mich nachts wach liegen lassen, mein Gewissen belasten
Ich könnte ausrasten –
Doch tue fast nichts
Die Verschwendung, die Habgier, der Müll
Berge an Fleisch, wer soll das essen
Ach, egal, es war doch so preiswert
Das Hack vom Pferd
Ökobilanz hin oder her, Aldi hat bio und grillen ist geil
Das Wetter ändert sich
Wir spüren es schon
Die Hitze ist unerträglich
Und dann kommt der Sturm
Fegt alles weg, macht alles neu
Für die Ratten
Brennende Wälder, schmelzendes Eis
Kyoto ist Müll
Und ich?
Fahre Auto statt Fahrrad
Ist schöner im Regen
Und Diesel so billig.
Weit weg mit dem Flugzeug für vier Euro fünfzig
Eine Runde um die Welt drehn´
Und bitte kein Mainstream
Wir schließen die Augen, um nicht zu sehn´:
Das Kerosin
In der Luft
Ist wie der Müll
Im Meer
Das gehört da nicht hin
Und ich?
Ich mache da mit.
Ach guck´, wieder Krieg in Afrika, viele Tote, auch Kinder.
Wieder ein Terrorakt, viele Tote.
Ob islamistisch, links oder rechts, ist noch nicht klar,
doch diesmal war´s nah.
Die Erde bebt, die Ernte verdorrt
woanders die Flut, das Hab und Gut nur noch Schrott
Der Abgrund ist da
Und ich?
Ich fühle fast nichts.
Immer höher, immer weiter auf der Karriereleiter
Und während wir hetzen wie ein Hamster im Rad
Bis zur totalen Erschöpfung
Ziehen das wahre Leben, die wahren Werte,
die echten Gefühle an uns vorbei
Und sitzen wir endlich in unserem Haus am See
Ist der letzte Tag da und wir denken:
Mist, viel zu früh.
Den Alten geht´s schlecht
In den Heimen
- Zu Hause ging´s wirklich nicht mehr –
Die Rumänin könnte sich echt mehr Mühe geben
Für sechs Euro die Stunde, am Sonntag, auch nachts
Das ist viel Geld, wo sie herkommt
Wo bleibt da der Dank.
Und ich?
Ich schaue nicht hin.
Die Familie zerfällt
Wir nähen und flicken uns da was
zusammen
Sieht aus wie ein Mantel
Ob er auch wärmt?
Leere Gesichter im Kita-Gruppenwagen
Kinderseelen schaukeln im Wind
Ob apathisch oder schlafend ist schwer zu sagen
Resignation
Erzieher überfordert und unterbezahlt
Sollen Liebe geben, Englisch reden,
Verantwortung tragen
Egal was sie tun, die Eltern beklagen
Sich sowieso „wo bleibt das Niveau“
Unsere Gene sind spitze
Doch das Kind funktioniert nicht so
Wie es soll
Emil und Mia sind irgendwann erwachsen
sollen Liebe geben, Verantwortung tragen –
Doch können sie das?
Auch ich
Gebe
Liebe
Zeit
Geduld
Meinen Kindern
Kratze alles zusammen
Was ich habe
Doch wird es reichen?
Am Ende sind sie groß.
Und die Liste der Dinge,
Die nerven, die nachts wach liegen lassen, die das Gewissen belasten
Ist länger
Als jetzt.